Apostelgeschichte, 2. Kapitel: Eine neue Sprache?

Wer sich fürchtet
Sucht die Menge:
Die Sardinenbüchse
In der du die Schuppen
Auf den eigenen Augen
An den Schuppen
Auf den Augen des andern
Reibst. Eingelegt in Salzwasser.
Wer sich fürchtet
Redet kaum.
Wer sich fürchtet
Baut keine Türme
Bis in den Himmel.

Der keine Sprache kennt
Sein Feuer kann nur kommen
Von einem andern Ort.
Nicht aus der Sardinenbüchse…

Fertig gekuschelt!
Hört dieses Durcheinander im Himmel!
Prasselnder Regen
Prasselndes Feuer
Prasselnde Bausteine
Scharf wie Hagel
Scharf wie Salz in Wunden
Ein Holterdipolter aus Gottes Atem!
Fertig genuschelt!

Hört! Aus der Sardinenbüchse
Kommen Orgelklänge:
All die galiläischen Pfeifen!
Jede singt in einer andern Sprache!
Gleichzeitig und wie aus einem Mund.
Das sind keine Fische
Das ist Glut unter der Asche…
Und jetzt blickt auf diesen Pfau-
Phönix! All die Federn seines Rads:
Aufgerichtet auf dem Leib der Muttersprache…

Jedes Wort ist deutlich
Wie ein Iota
Jedes Wort meint
Was gemeint ist
Jedes Wort fällt in Ohren
Füllt sie schmerzhaft an
Schwillt auf wie das Korn
Sprengt die Schädeldecken…

Wir brauchen eine andere Sprache!
Was eben noch genügte
Wird niemals genügen!
Ein bisschen alte Sprache
Und der Teig wird sauer!
Alle müssen sie verstehen
Als flössten wir ihnen Muttermilch ein…
Wir müssen eine andere Sprache sprechen:
Wir reissen die Haut von den Nomen
Wir schächten die Verben
Wir nehmen die Adjektive aus
Wir entschuppen die Pronomen
Wir scheren die Partizipien
Wir rotten die Konjunktionen aus
Und füttern sie mit den Präpositionen
Den Völkern! Wir brauchen eine andere Sprache!

Alles wird auf einmal
Anders – ein Name wird zum Schild.
Der harte Mann weiss ihn zu nützen
Glättet die Wogen in der Sardinenbüchse
Und das aufgerichtete Rad aus Federn und Feuer und sagt
In Standardsprache:

Gott wusste
Was er tat.
Niemand trägt Schuld.
Alle sind Werkzeuge Gottes.
Gott hat alles geplant.
Die Gesetzlosen und auch ihr
Die ihr doch di Sprache des Gesetzes sprecht
Können den Meister nicht töten.
Er ist wie der Atem Gottes
Er erfüllt das Leben der andern mit Tod und
Den Tod derer die ihn gesehen haben mit Leben.
Mit Geist ausgegossen durch eure Mäuler
In Sprachen der Völker
Kehrt er wieder!
Er steht auf im Wort
Der Mauern niederreisst
Die Sonne wendet und
Den Mund verwundet —
Und im Zelt seines Leibes
Und im Regen seines Blutes
Spriesst ein neues Volk
Aus dem Boden der Sünde.

Nicht zu stillen der Tumult!
Was tun was tun? Was nur tun?
Und der Harte dreht sich ihnen wirklich zu
Sein Gesicht glänzt wie Butter auf Stein:

Kehrt um! Lasst euch taufen
Auf den Namen der nimmt die Sünde
Auf den Namen der bringt den Geist
Anstelle der Sünde und füllt den Leib
Mit Hoffnung und das Herz mit einem Wort
Das mehr viel mehr als Ja.

Sie häuteten sich im Nu
Warfen ab den Pelz des Gesetzes
Schlüpften in die Toga des Geistes.

Das Murmeln verstummt.
Da sitzen sie nun
Schulter an Schulter
Backe an Backe
Ihre Seelen erfüllt von Angst
Während die Gesellen
Die Buchstaben & Zeichen
Der neuen Sprache tun.

Alles war allen
Gut & Besitz wurde verkauft
Für alle die harrten aus
Einfach und jubelnd
Wie ein Körper:
Ein neues Volk wächst heran
In der gleichen Sprache.